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Die Rolle des Feedbacks im Tanzunterricht: Tipps für Tanzlehrer im Tanzalltag

Echtzeit-Feedback vom Tanzlehrer ist wie ein Kompass für den Tanzunterricht:


Es bietet Tänzern Orientierung, hilft dabei die Tanzfähigkeiten zu verbessern und ihre künstlerischen Fähigkeiten zu meistern.

Klassische Tänzerin im Fotostudio, balletttänzerin mit blonden Haaren im Dutt

Spezifisches Feedback fördert das Wachstum, stärkt die Widerstandsfähigkeit und verwandelt Anfänger in erfahrene Künstler.


Rückmeldungen gehen sowohl von Lehrern und Mitschülern aus, als auch von Spiegeln und sogar dem Boden unter unseren Füßen.


Jedes Element trägt zum Verständnis der Bewegungsqualität, Ausrichtung und des kreativen Ausdrucks bei.


Doch Kritik und Rückmeldungen einfach drauflos zu plappern, kann auch nach hinten losgehen. 



Mit diesem Artikel wollen wir dir helfen, systematisch an das Thema heranzugehen und mithilfe von verschiedenen Feedback-Systemen und Methoden deine Schüler bestmöglich zu unterstützen.


Das erwartet dich:




Grundlagen: Feedback im Tanzunterricht


Der Bildungsforscher John Hattie sieht regelmäßige Feedback-Runden als zentralen Faktor für den Lernerfolg.


Wenn Feedback transparent und fair gestaltet ist, kann es den Tanzalltag erheblich verbessern.

Feedback durch den Tanzlehrer reduziert die kognitive Belastung für den Tänzer, indem es spezifische Hinweise liefert. So können die Schüler sich auf die Verfeinerung der Ausführung konzentrieren, anstatt von allgemeinen Kommentaren überwältigt zu werden.


Lob, konstruktive Kritik und Empathie sind die Grundelemente von gutem Feedback im Tanzunterricht. Während Lob motiviert und das Selbstbewusstsein stärkt, weist konstruktive Kritik den Weg zur Verbesserung. Die Empathie dabei stellt sicher, dass Rückmeldungen auf eine respektvolle und unterstützende Weise gegeben wird.


Gutes Feedback basiert auf Gegenseitigkeit. Tanzlehrer sollten nicht nur Rückmeldungen geben, sondern auch offen für Feedback von ihren Schülern sein. Diese wechselseitige Kommunikation fördert sowohl die gegenseitige Wertschätzung als auch die Zusammenarbeit und schafft so eine erfolgreiche Lernumgebung.

Feedback in der Tanzausbildung ist also kein Monolog, sondern ein Dialog – ein fortlaufendes Gespräch zwischen Mentoren, Lernenden und der Kunstform selbst.



Arten von Feedback


Visuelle Hinweise, haptische Vibrationen und akustische Hinweise können das Verständnis deutlich verbessern.


Verbale Rückmeldungen

Wörtlich ausgesprochenes Feedback während des Unterrichts, bietet deinen Tanzschülern sofortige Hilfestellungen und ein tiefergehendes Verständnis. Verbale Hinweise helfen deinen Tänzern dabei technische Präzision zu erreichen und sich künstlerisch auszudrücken.


Beschreibendes Feedback geht über bloßes Lob oder Kritik hinaus: Es zeichnet ein lebendiges Bild und hebt spezifische Aspekte des Tänzers hervor.


Um deinen Tanzschüler die Rückmeldung so verständlich wie möglich zu machen, kannst du einen emotionalen Bogen spannen und visuelle Metaphern benutzen: z.B. “Wir wollen mit diesem Tanz die Verletzlichkeit und Instabilität darstellen - stell dir dazu deinen Körper als einen fließenden Fluss vor.“


Visuelles Feedback

Der Spiegel lieferte unmittelbares visuelles Feedback und ermöglichte Anpassungen in Echtzeit. Tänzer können sich so während des Trainings selbst beobachten und Ausrichtungsprobleme, Haltung und Ausdruck erkennen.


Videoaufnahmen bieten visuelle Einblicke, die die Lücke zwischen Wahrnehmung und Realität überbrücken. Das Video-Feedback ermöglicht eine bessere Selbsteinschätzung und zeigt Bereiche mit Verbesserungspotenzial auf, die dem Tänzer vorher gar nicht bewusst waren. Es bedarf jedoch einer sorgfältigen Analyse, um daraus aussagekräftige Informationen abzuleiten.


Nonverbale Hinweise

Auch wenn du nichts sagst, kommunizierst du mit deinen Schülern. Achte auf deine eigenen nonverbalen Ausdrücke (ob bewusst oder unbewusst) und erkenne die Auswirkung auf deine Tänzer.


Schon eine hochgezogene Augenbraue oder ein anerkennendes Nicken, übermitteln subtile Botschaften. Sei dir deiner Wirkung bewusst und sprich offen mit deinen Tanzschülern.


Meiner Erfahrung nach, werden beispielsweise konzentrierte Blicke von Tanzlehrern schnell falsch wahrgenommen und sorgen so für Verunsicherung bei den Tänzern.


Schriftliche Ratschläge

Schriftliche Rückmeldungen, wie zum Beispiel personalisierte Notizen, Berichte oder Bewertungen, ermöglicht es Tänzern, über die Hinweise eine Zeit nachzudenken und langfristige Verbesserungen zu verfolgen.


Haptisches Feedback

Berührungsbasierte Hinweise verbessern das kinästhetische Bewusstsein. Besonders im Paartanz profitieren Tänzer von von taktilen Anpassungen, wie subtilen Veränderungen in der Gewichtsverteilung oder der Handposition.


Haptisches Feedback sorgt dafür, dass die Geist-Körper-Verbindung gestärkt wird und fördert das Muskelgedächtnis.



Effektives Feedback-System

Um eine umfassende Betreuung der Tänzer zu gewährleisten, beinhaltet ein ganzheitlicher Ansatz ein effektives Feedback-System, dass dabei helfen soll klare, nachhaltige und ermutigende Verbesserungen umzusetzen.


Klare Ziele und Kriterien

Effektives Feedback beginnt mit Klarheit. Tanzlehrer sollten für jede Tanzsession klare Ziele festlegen. Geht es darum einen bestimmten Bewegungsablauf zu beherrschen, die Ausrichtung zu verbessern oder Emotionen zu vermitteln? Tänzer müssen wissen, was sie anstreben und die Erfolgskriterien kennen.


Setze sowohl kurzfristige als auch langfristige Ziele. Beispielsweise könnte ein Tänzer im Laufe des nächsten Monats versuchen, das Gleichgewicht bei Pirouetten durch gezielte Übungen zu verbessern.


Konstruktive Kritik und Spezifität

Unspezifische Kommentare wie „Verbesserungsbedarf“ haben keine Substanz. Spezifität ermöglicht es Tänzern, gezielte Anpassungen vorzunehmen.


Anstatt zu sagen: „Deine Drehungen erfordern Arbeit“, könnte ein Ausbilder sagen: „Konzentriere dich auf das Spotten während deiner Pirouetten - das wird dir helfen, dein Gleichgewicht zu halten.“


Konstruktives Feedback soll …

  1. einfühlsam sein

  2. spezifisch und konkret sein

  3. gewollt sein

  4. keine Wertungen beinhalten

  5. zeitlich abgestimmt sein

  6. umsetzbar sein


Aktualität und Konsistenz

Feedback verliert an Wirkung, wenn es zu spät kommt. Aus diesem Grund sollten Rückmeldungen idealerweise unmittelbar nach einer Aufführung oder Übungseinheit erfolgen. Diese Unmittelbarkeit ermöglicht es Tänzern, das Feedback mit ihren neusten Erfahrungen zu verknüpfen.


Konsistenz ist wichtig. Feedback sollte nicht nur einmalig angewendet werden, sondern zu einer nachhaltig implementiert werden. Erst durch Anwendung und Wiederholungen wird aus der Tanzausbildung ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess mit spürbaren Fortschritten.


Ermutige deine Tanzschüler dazu, über ihre Fortschritte nachzudenken und diese optimalerweise auch zu dokumentieren. So können Veränderungen überhaupt erst erkannt werden. Sichtbare Fortschritte sorgen für eine immense Motivation der Tänzer.


Individualität und Personalisierung

Von Anfänger bis zum Profi - jeder Tänzer hat einzigartigen Bedürfnissen. Dabei sollten Hintergründe, Ziele und Lernstile eines jeden Einzelnen berücksichtigt werden.


Für einen unerfahrenen Tänzer liegt der Schwerpunkt mehr auf grundlegende Techniken, während ein professioneller Tänzer von komplexeren Variationen und differenzierteren Einblicken in den künstlerischen Ausdruck profitieren könnte. Personalisierung ist der Schlüssel.


Positive Verstärkung und Ermutigung

Effektives Feedback stellt ein empfindliches Gleichgewicht dar. Während konstruktive Kritik Wachstumspotenziale aufzeigt, fördert positive Ermutigung die Motivation bei Tänzern.

Tanzpädagogen sollten deswegen Fortschritte wertschätzen, Anstrengungen anerkennen und einzigartigen Stärken fördern.


Erkenne die Herausforderung deiner Tänzer an und lobe auch ihre Entschlossenheit. Durch bewusste Aussagen und kleinen Anpassungen, kannst du viel erreichen.


Zum Beispiel: Anstatt zu sagen “Du brauchst noch viel Übung” kannst du es versuchen mit: “Wenn du genau so weiter übst, wirst du die Drehungen schon bald perfekt drauf haben!“


Ausgewogene Feedbackquellen

Tänzer profitieren davon, in unterschiedlichen Kontexten (Unterricht, Proben, Aufführungen) und von verschiedenen Quellen Feedback zu erhalten. Das kann sowohl Rückmeldungen von vielen verschiedenen Lehrer bedeuten, als auch wertvolle Einblicke durch Beobachtungen beim Vortanzen.


Dadurch erhalten die Schüler unterschiedliche Perspektiven und verschiedene Ansichtsweisen, welches wiederum das Lernen fördert, den Tänzer widerstandsfähiger macht und Verwirrung verhindert.



Konkrete Feedback-Methoden

Mit konkreten Methoden kannst du sicherstellen, dass du deine Tanzschüler mit effektivem Feedback versorgst und dir die Umsetzung leichter fällt.



Die WWW-Formel

Die WWW-Formel ist eine effektive Methode, die auf drei verschiedenen Ebenen basiert:

  1. Wahrnehmung – Basieren die Aussagen auf deiner Wahrnehmung der Fakten?

  2. Wirkung – Welche Gefühle werden ausgelöst?

  3. Wunsch – Welche konkrete Ziele oder Änderungen werden gewünscht?



Die Fünf-Finger-Methode

Die Fünf-Finger-Methode hilfreich, um auf eine einfache und visuelle Weise Informationen über ihre Leistung zu vermitteln und ihnen konstruktive Hinweise zur Verbesserung zu geben. Gleichzeitig kann es dir als Gedächtnisstütze dienen, konstruktive Kritik effektiv und einfühlsam zu äußern.


  1. Daumen Der Daumen symbolisiert die Stärken und positiven Aspekte der Leistung. Beginne das Feedback mit Lob, um das Selbstvertrauen zu stärken und ihre Bemühungen zu würdigen.

  2. Zeigefinger Der Zeigefinger zeigt auf einen spezifischen Bereich, der verbessert werden kann. Beziehe dich auf ein bestimmtes Element der Leistung, um konkrete Hilfestellungen zu liefern.

  3. Mittelfinger Der Mittelfinger konzentriert sich auf die Hauptbotschaft des Feedbacks. Hier kannst du die wichtigsten Verbesserungsbereiche hervorheben und klare Ziele für das nächste Mal formulieren.

  4. Ringfinger Der Ringfinger steht für Zusammenarbeit und Hilfestellungen. Hier kannst du Ressourcen oder Unterstützung anbieten, um deinen Schülern bei Herausforderungen zu helfen.

  5. Kleiner Finger Der kleine Finger repräsentiert den Abschluss des Feedbacks. Dieser Teil bietet die Gelegenheit zur Reflexion und Planung, wie die erhaltenen Ratschläge in Zukunft angewendet werden können. Gib deinen Schülern hier auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen und Gedanken zu teilen.



Du bist dran!


Ein effektives Feedback-System ist der Schlüssel zum Erfolg beim Tanz. Angefangen mit klaren Zielen und konstruktiver Kritik, bis hin zu individuellen Anpassungen und ausgewogenen Feedbackquellen.


Mit den praktischen Feedback-Methoden kannst du deinen Tanzschülern hilfreiche Rückmeldungen geben und dafür sorgen, dass Verbesserungen nachhaltig und motivierend umgesetzt werden.


So kannst du als Tanzlehrer deine Schüler auf ihrem Weg zur künstlerischen Exzellenz begleiten und sie von Anfängern in ausdrucksstarke Künstler verwandeln!

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